Wanderblogger im Interview #2: Peter von Ich, am Weg

Zuletzt aktualisiert am 8. Januar 2022

Im Rahmen der Wanderblogger im Interview-Reihe kommt heute Peter von www.ichamweg.net zu Wort. Peter war früher gar nicht so sportlich und kam eher zufällig zum Wandern. Ich habe Peter heuer im Jänner persönlich kennengelernt, als er mich zu seinem Ich, am Weg TALK eingeladen hat und ich kann dir sagen: Peter steckt voller Energie und Tatendrang und er ist mindestens genau so sympathisch, wie er im Internet rüberkommt!

Aber lies‘ selbst! Wie bei allen Interviews wird das Lesen wahrscheinlich dazu führen, dass du sofort eine Wanderung machen möchtest!

Heute im Interview: Peter von Ich, am Weg

Peter ist ein spät berufener Sport & Naturliebhaber aus Wien. Der Wiener Wallfahrerweg mit seinem Vater im Jahr 2012 änderte sein Leben schlagartig und aus dem einstigen Computernerd wurde ein begeisterter Wanderer und Sportler.

Auf seiner Plattform www.ichamweg.net dokumentiert Peter alle seine Touren wie Tages-, Stadt- , Berg- und Weitwanderwege in Form von Berichten, Fotos und Videoclips. Er ist zertifizierter Wanderführer und Mitglied der Alpenvereinssektion Edelweiss.

Auch ist Peter bei diversen Outdoor Sport Events anzutreffen wie z.B. Vertical Up, Rundumadum Wien, Karwendelmarsch, Burgenland Extrem Tour uvm. Sonst ist er stets motiviert für weitere Abenteuer und freut sich immer wieder auf neue Weggefährten und Bekanntschaften.

>> Folge Peter auf seinem Blog, Facebook, YouTube und auf Alpenvereinaktiv.com!   

1. Wann und wie bist du zum Wandern gekommen?

Meine Eltern sind bereits sportlich und naturverbunden aufgewachsen. Mein Vater war Radsportler im Amateurbereich und ist heute immer noch Rad Guide. Meine Mutter interessiert sich sehr für landwirtschaftliche Literatur aus der Vergangenheit. Somit waren sie natürlich dementsprechend viel unterwegs und gaben mir, klein Peter, oft die Möglichkeit mitzukommen. Dementsprechend waren auch die Familienurlaube geplant. Es ging immer raus in die Natur.

Zugegeben, als Kind hat mir das nicht so viel bedeutet wie heute. Für das richtig bewusste Wandern bin ich eher ein Spätberufener. So wirklich „Klick“ gemacht hat es erst vor 5 Jahren. Mein Vater gab mir die Chance, ihn am Wiener Wallfahrerweg zu begleiten. Im Jahr davor musste er WO geben. Diesmal wollte er es schaffen und wollte mich dabei haben. Abenteuerscheu war ich nie und darum begleitete ich ihn auf diese 4-tägige Reise. Und das war gut so. Denn dieser Weitwanderweg hat mir die Augen geöffnet. Man könnte sagen, als ich zurück kam, war ich nicht mehr derselbe Peter. Von diesem Zeitpunkt an wusste ich, dass mir die Welt pures Glück vor die Füße gelegt hat. Ich musste es nur noch aufheben.

2. Was ist für dich das Besondere am Wandern?

Für mich ist es das Abenteuer, immer etwas Neues zu entdecken. Bei jeder Tour, egal wie lange, packt mich diese Neugierde. Was verbirgt sich hinter der nächsten Abzweigung? Wie sieht die kommende Waldlichtung aus? Welche Geheimnisse verbergen sich in dieser kleinen Ortschaft?

Das ist ja das Schöne an unserem Hobby. Wir werden alle bei Lebzeiten niemals alle Wege und Pfade begehen können. Vielleicht ist dies auch schade, aber dafür wird es niemals langweilig. Jede Tour birgt eine ganz in sich geschlossene neue Welt, die es zu entdecken gilt. Darum, so ehrlich muss ich sein, tue ich mir auch schwer eine bereits gemachte Tour noch einmal zu erwandern. Diese Zeit nutze ich lieber für neue Strecken. Außer es handelt sich wirklich um für mich ganz außergewöhnliche Orte.

3. Was war deine bisher schönste Wanderung?

Schön sind sie ja alle auf ihre Art bzw. einzigartig. Ich könnte mich nicht wirklich auf eine ganze bestimmte Tour festlegen. Im Bereich Weitwandern würde ich den steirischen Mariazellerweg von Eibiswald nach Mariazell hervorheben. Diese ca. 215 Kilometer in 10 Tagen bei herrlichem Wetter bleiben einfach im Gedächtnis. Vom herrlichsten Sonnenschein bis zum strömenden Platzregen. Von einsamen Almen bis hin zur belebten Stadt. Und immer wieder macht man neue Bekanntschaften. Einfach nur herrlich.

Beim Bergwandern hat mich der Aufstieg auf den Vilan (2376 m) im Schweizer-Kanton Graubünden bei Mallans am meisten berührt. Herrliches Wetter. Verschiedenste Wegbeschaffenheiten. Der Ausblick in das wunderschöne Rheintal. Das muss man gesehen haben. Ich beschreite auch Stadtwanderwege in kleinen Projekten. Und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um die Kleinstadt St. Pölten hervorzuheben. Dort gibt es vier Stadtwanderwege, die meiner Meinung nach öffentlich total untergehen und dadurch unterschätzt werden. Solltet ihr also die Gelegenheit haben St. Pölten zu besuchen, dann nehmt euch diese wunderbaren Wanderspaziergänge vor. Ich kann es nur empfehlen.

4. Wo möchtest du unbedingt einmal eine Wanderung machen?

Ich bin ein großer Fan des Karwendels im nördlichen Tirol. Seit meinem ersten Antreten beim sogenannten „Karwendelmarsch“ haben mir meine Freunde auch den Spitznamen „Karwendelkiller“ verpasst. Ich habe bislang zweimal beim herrlichsten Sommerwetter teilgenommen, hatte aber noch nie die Gelegenheit, bewusst durch das Karwendel zu wandern. Dabei habe ich mich in diese Felsklüfte und Almen verliebt. Für mich steht das Karwendel absolut auf einer Stufe mit dem Nationalpark Hohe-Tauern. Eines Tages werde ich mir richtig viel Zeit nehmen und ein Großprojekt zum Karwendel starten.

Ansonsten haben mein Vater und ich uns das Ziel gesteckt, alle Mariazellerwege inkl. Gründungsweg zu erwandern. Bislang haben wir den W, BGLD, OÖ und STMK. 06-er geschafft. Heuer folgt der NÖ. Dann SBG und K. Soviel zum Thema „Unbedingt“.

5. Wie sieht deine Tourvorbereitung aus?

Zuerst suche ich mir ein Thema. Das passiert ganz unterschiedlich. Ich schaue mir meine Wanderbereiche an und überlege, was ich als Nächstes erkunden könnte. Will ich auf einen Berg? Möchte ich ein neues Stadtgebiet erkunden? Möchte ich einfach raus und mich blind ins Abenteuer stürzen? Oft entdecke ich etwas Spannendes wenn ich mittels Google Maps sozusagen mit dem Finger über die Landkarte fahre.

Ich erkundige mich dann im Vorfeld genau darüber, was mich erwarten wird. Vor allem am Berg ist das für mich sehr wichtig. Dementsprechend wähle ich auch das Material für die Tour. Wegbeschaffenheit, Einkehrmöglichkeiten, erwartende Zeit und Höhenmeter. Ich möchte so viel wie möglich vor dem Tourstart über die Strecke wissen, um sie dann richtig genießen zu können. Dabei passiert es mir aber auch oftmals, dass ich an Orte gelange wo ich das Gefühl habe, dass ich schon einmal hier war.

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6. Welche Ausrüstung darf bei keiner Wanderung fehlen?

Bei längeren Touren nehme ich mein Garmin Oregon T600 mit. Mit dem Navi habe ich einfach das Vertrauen keine falsche Abzweigung zu nehmen. Es kommt eher selten zum Einsatz, aber ich bin froh, wenn ich es dann bei mir habe. Im Rucksack, egal wie klein, habe ich immer ein Erste Hilfe Kit dabei. Man weiß nie, was einem selbst passieren kann und ob man nicht schnell einmal zum Ersthelfer wird. Wenn es viel zu entdecken gibt, dann ist natürlich auch die dementsprechende Literatur mit an Board.

Auch dabei, wie könnte es anders sein, ist mein Smartphone. Dieses verwende ich bei meinen Wanderungen als Multifunktionsgerät. Damit mache ich meine Fotos und verwende es auch als Diktiergerät. Und dann, das ist aber eher ein witziger Brauch von mir, habe ich bei jeder Wanderung eine Kappe auf. Ich sammle Kappen (wenn möglich auch als Andenken von diversen Wanderorten oder Städten) und wenn man meine Fotos genauer betrachtet, dann habe ich fast bei jeder Tour eine andere auf dem Kopf. Und was überhaupt niemals fehlen darf bei jeder Wanderung – die Freude am Tun!

7. Hast du Tipps für Wanderanfänger?

Bereitet euch gut vor und überschätzt euch nicht. Spart nicht beim Material. Holt euch so viele Informationen wie möglich. Vor allem im Gebirge sollte man sich immer der aktuellen Wetterlage bewusst sein. Macht aber auch keine zu große Wissenschaft daraus. Das Abenteuer beginnt schon mit dem ersten Schritt aus der Tür hinaus.

Die Zeit für Genuss und Freude sollte immer da sein. Auch bei Wander- oder Outdoor-Bloggern denke ich, darf die „Arbeit“ niemals die Liebe zum Hobby einholen. Wer sich wirklich intensiver mit dem Thema Wandern und Outdoorsport befassen möchte, dem empfehle ich eine Mitgliedschaft bei einer Gemeinschaft wie dem Alpenverein. Ich persönlich habe beim Dachverband VAVÖ die Ausbildung zum Wanderführer abgeschlossen und habe in diesen 8 Tagen (2 Module) wirklich sehr viel zum Thema Wandern, wie Orientierung im Gelände oder Wetterkunde, gelernt.

8. Wie kam es zur Idee von Ich, am Weg?

Als ich 2012 entschied meine Wanderungen zu dokumentieren brauchte ich eine Plattform. Ich gründete eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Up & Away“. Hier postete ich meine Fotos, schrieb kleine Berichte und kündigte weitere Touren an. Gleichzeitig schrieb ich meine Berichte auch für alpenvereinaktiv.com.

2013 wollte ich dann einen eigenständigen Wandertitel haben. Nach langem Überlegen entstand dann der Titel „Ich, am Weg“. Kurz und bündig mit einem Cliffhanger. Manchmal liest sich dieses „Ich“ als zu eigensinnig. Das stimmt aber nicht. Ich bin doch sehr zugänglich. Es hätte genau so auch „Wir, am Weg“ heißen können.

Noch im selben Jahr ging meine eigene Homepage www.ichamweg.net online. Seit 2015 nutze ich nun auch die Blogfunktion meiner Webseite. In diesem Jahr wird meine Unternehmung 5 Jahre jung. Es wird auch die hundertste Wanderdokumentation kommen. Zu diesem Anlass habe ich mir zum Ziel gemacht alle Wandertouren vor der Bloggerzeit nachzutragen, damit ich ein richtiges großes Archiv für euch vorweisen kann.

9. Hast du Vorbilder, was das Wandern oder Bloggen angeht?

Ich bin ein kleiner Fan von Wizis Bergwelt. Wizi ist ein Bergwanderer/Bergsteiger, der bereits unzählbare Gipfel erklommen hat und seine Gipfeltouren wunderbar dokumentiert. Er macht inspirierende Fotos. Er ist jetzt kein Blogger in diesem Sinne, aber ich mag seinen Dokustil. Mag die Homepage etwas überladen sein, seine Fotos sind jedenfalls der absolute Hammer und ich lasse mich gerne von ihm inspirieren. Aber ich nehme jeden nur zu gerne als Vorbild, der für seine Träume kämpft und seine Hobbys schätzt und liebt.

10. Inwiefern hat Wandern dein Leben verändert?

Enorm. Ich war in meiner Jugend ein absoluter Computernerd, der Stunden vor dem PC verbrachte und gar nicht mehr aufhören wollte. Was meine Freizeit betraf, war ich doch ziemlich perspektivlos. In dieser Zeit wog ich auch 15 Kilo mehr als heute. Ich hatte 2007 zwar schon mit Städtereisen begonnen, aber das eher sporadisch und nicht auf das eigentliche Wandern bezogen.

Der Wiener Wallfahrerweg hat mir in nur vier Tagen eine neue Perspektive gezeigt. Ich war zu diesem Zeitpunkt zwar schon wieder fitter, aber immer noch ideenlos und zu sehr mit meinem kleinen Amateur Fußballverein beschäftigt. Ich begann mich für Orte, Natur und Literatur zu interessieren. Ich wollte immer mehr sehen und erleben.

Inzwischen bin ich Wanderführer und kann mir auch sehr gut vorstellen, dies nebenberuflich in mein Leben einzugliedern. Auch möchte ich eines Tages die Großstadt verlassen, um der Natur noch näher zu sein. Selbst wenn das bedeutet, dass ich auf viele Gewohnheiten verzichten müsste. Ich denke, das was ich dafür erhalte, ist viel nachhaltiger. Am Ende bleibt sehr viel Luft nach oben, noch sehr viel zu erkunden, noch sehr viel zu lernen und noch mehr zu erleben. Aber mal ehrlich: Macht das nicht das Leben erst lebenswert?

Danke für das Interview, lieber Peter!

Die wunderschönen Fotos wurden von www.ichamweg.net bereitgestellt.

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